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Bestellpunktverfahren: Grundlagen und Berechnungen

12.07.2025 Infos
Bestellpunktverfahren: Grundlagen und Berechnungen - Bestellpunktverfahren – Grundlagen, Formel und Berechnung

„Produkt gerade nicht verfügbar!“- ein Satz, den Kunden sowohl bei einer Onlinebestellung als auch bei der Bestellung vor Ort nicht hören möchten. Mit dem Bestellpunktverfahren können Sie dieser unangenehmen Situation vorbeugen. 

Nicht nur, wenn Sie Produkte direkt aus dem Lager heraus verkaufen, sondern das Bestellpunktverfahren kann Ihnen auch bei der eigenen Lagerführung helfen. 

Optimieren Sie Ihre Bestände und führen Sie Ihr Lager effizienter und wirtschaftlicher. Was es genau mit dem Bestellpunktverfahren auf sich hat, dass wollen wir Ihnen heute näherbringen. 

Was ist ein Bestellpunktverfahren?

Beim Bestellpunktverfahren handelt es sich laut der Definition um eine Variante der Bestellmengenplanung. Dieses Verfahren hat die Aufgabe, alle nötigen Produkte und Rohstoffe für Produktionen oder Verkäufe in ausreichender Menge im Lager zu führen. 

Dafür werden im Vorfeld eine bestimmter Zeitpunkt und eine Mindestmenge im Lager festgelegt. Wird diese Menge erreicht, kommt es automatisch zur Benachrichtigung oder zu einer Nachbestellung. Somit kommt es zu weniger Ausfällen, aufgrund fehlender Lagerbestände. 

Hinweis: Was ist der Unterschied zwischen Bestellpunktverfahren und Bestellrhythmusverfahren? Beim Bestellpunktverfahren wird bestellt, sobald der Lagerbestand einen festgelegten Punkt erreicht. Dieses Verfahren reagiert also flexibel auf den tatsächlichen Verbrauch. 

Das Bestellrhythmusverfahren hingegen arbeitet mit festen Zeitabständen. Es wird z.B. jede Woche geprüft, ob und wie viel nachbestellt werden muss. Diese Prüfung findet unabhängig vom aktuellen Bestand statt.

Wie funktioniert ein Bestellpunktverfahren?

Das Bestellpunktverfahren ist ein klassisches Instrument der Lager- und Materialwirtschaft. Es dient dazu, den optimalen Zeitpunkt für eine Nachbestellung von Waren oder Materialien festzulegen. 

Ziel dieses Verfahrens ist es. eine Bestellung immer dann auszulösen, wenn der Lagerbestand eine bestimmte Menge (Bestellpunkt) erreicht oder unterschreitet.

Dieser Bestellpunkt wird im Voraus definiert und basiert auf dem durchschnittlichen Verbrauch sowie der Wiederbeschaffungszeit, also der Zeitspanne, die ein Lieferant benötigt, um die bestellte Ware zu liefern. 

In der Regel wird zusätzlich ein Sicherheitsbestand eingeplant. Dieser soll verhindern, dass es zu Engpässen kommt, falls es zu Lieferverzögerungen oder einem unerwartet hohen Verbrauch kommt.

Das Verfahren setzt voraus, dass der Lagerbestand kontinuierlich überwacht wird. Dazu kann ein Warenwirtschaftssystem verwendet werden. Ist der Bestellpunkt erreicht, erfolgt die Bestellung automatisch oder wird zumindest angestoßen.

Welche Varianten des Bestellpunktverfahrens gibt es?

In der täglichen Praxis haben sich zwei spezielle Hauptvarianten des Bestellpunktverfahrens etabliert. 

Diese lassen sich je nach betrieblichen Anforderungen anwenden. Beide Verfahren setzen eine regelmäßige oder automatische Überwachung des Lagerbestands voraus. 

In modernen Betrieben übernehmen ERP- oder Lagerverwaltungssysteme diese Aufgabe weitgehend automatisiert.

  • (s, q)-Politik (Bestellpunkt-Losgrößen-Verfahren): Bei dieser Variante wird eine feste Menge (q) nachbestellt, sobald der Lagerbestand den Bestellpunkt (s) erreicht hat. Die Bestellmenge ist konstant, unabhängig davon, wie viel tatsächlich verbraucht wurde. Diese Methode ist besonders geeignet für Produkte mit gleichmäßigem Verbrauch.

  • (s, S)-Politik (Bestellpunkt-Lagerniveau-Verfahren): Hier wird nicht eine fixe Menge bestellt, sondern der Bestand wird jeweils bis zu einem definierten Höchstbestand (S) aufgefüllt. Sobald der Bestellpunkt (s) erreicht oder unterschritten wird, wird die Differenz zwischen aktuellem Lagerbestand und Höchstbestand nachbestellt. Diese Variante ist flexibler und eignet sich bei stark schwankendem Verbrauch.

Wie wird der Bestellpunkt berechnet?

Wir sprachen den Bestellpunkt bereits an, Nun geht es darum diesen zu berechnen. Notwendig ist dafür das Verständnis für zwei wichtige Faktoren des Bestellpunkts.

  • Sicherheitsbestand: Eine Reserve, die unvorhergesehene Schwankungen abfedert. Er basiert auf Erfahrungswerten, dem durchschnittlichen Verbrauch und möglichen Verzögerungen in der Lieferung.

  • Verbrauch während der Wiederbeschaffungszeit: Das ist die Menge, die typischerweise während der Zeit verbraucht wird, die eine Lieferung benötigt, um anzukommen.

Um den genauen Punkt zu errechnen, sollten Sie sich diese Formel notieren, oder sie speichern sich unseren Beitrag einfach in den Favoriten ab:

Bestellpunkt = Sicherheitsbestand + (durchschnittlicher Tagesverbrauch × Wiederbeschaffungszeit in Tagen)

Zum besseren Verständnis würden wir Ihnen gerne eine Beispielrechnung vorstellen.

  • Tagesverbrauch: 750 Stück

  • Wiederbeschaffungszeit: 5 Tage

  • Sicherheitsbestand: Verbrauch von 3 Tagen = 3 × 750 = 2.250 Stück

  • Verbrauch während der Wiederbeschaffungszeit: 5 × 750 = 3.750 Stück

  • Bestellpunkt = 2.250 + 3.750 = 6.000 Stück

Stellen Sie sich vor, Ihr durchschnittlicher Verbrauch beträgt 750 Stück pro Tag. Ihre Lieferanten benötigen im Schnitt 5 Arbeitstage, um eine Bestellung zu liefern. 

Zusätzlich möchten Sie einen Sicherheitsbestand vorhalten, der den Verbrauch von 3 Tagen abdeckt, um bei Lieferverzögerungen oder Nachfragespitzen gewappnet zu sein.

1. Sicherheitsbestand berechnen

Der Sicherheitsbestand ist ein Puffer, der bei unvorhergesehenem Mehrverbrauch oder verspäteter Lieferung zum Einsatz kommt:

Sicherheitsbestand = 3Tage×750 Stück/Tag = 2.250 Stück

2. Verbrauch während der Wiederbeschaffungszeit

Das ist die Menge, die voraussichtlich während der Zeit zwischen Bestellung und Wareneingang benötigt wird:

Verbrauch in der Wiederbeschaffungszeit = 5Tage×750 Stück/Tag = 3.750 Stück

3. Bestellpunkt berechnen

Der Bestellpunkt ergibt sich aus der Summe von Sicherheitsbestand und Verbrauch während der Wiederbeschaffungszeit:

Bestellpunkt = 2.250+3.750 = 6.000 Stück

 

Mehr lesen: Was sind Flurförderzeuge und welche Vorschriften gelten 2025?

Vor- und Nachteile des Bestellpunktverfahrens im Überblick

Wie bei jedem Steuerungsverfahren im Bereich der Lagerwirtschaft bringt auch das Bestellpunktverfahren sowohl Stärken als auch Schwächen mit sich. 

Entscheidend ist, wie gut es zu Ihrem Materialfluss, Ihren Verbrauchsmustern und Ihrer betrieblichen Organisation passt. Nachfolgend erhalten Sie einen genauen Überblick, über die verschiedenen Vorteile als auch Nachteile.

Vorteile:

  • Hohe Versorgungssicherheit: Der Materialfluss bleibt stabil, Engpässe werden vermieden.

  • Flexibilität: Besonders bei schwankendem Verbrauch ist das Verfahren anpassungsfähig.

  • Geringere Lagerkosten: Durch bedarfsgerechtes Bestellen wird Überlagerung vermieden.

  • Einfache Umsetzung mit Systemunterstützung: Mit entsprechender Software ist das Verfahren gut automatisierbar.

Nachteile:

  • Dauerhafte Bestandsüberwachung notwendig: Ohne technische Unterstützung ist das manuell aufwendig.

  • Nicht optimal für sehr viele Artikel: Bei komplexen Lagersystemen kann der Verwaltungsaufwand steigen.

  • Risiko bei unzuverlässigen Lieferanten: Wenn Lieferzeiten variieren, reicht der Sicherheitsbestand eventuell nicht aus.

Sollten Sie also einen leeren Lagerbestand verhindern wollen, dann nutzen Sie das Bestellpunktverfahren, um Ihr Lager besser zu organisieren. 


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