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Resttragfähigkeit beim Stapler

05.11.2025 Infos
Resttragfähigkeit beim Stapler - Resttragfähigkeit beim Stapler

Die Tragfähigkeit eines Gabelstaplers ist eine der wichtigsten Kennzahlen im Betrieb. Sie bestimmt, wie schwer eine Last maximal sein darf, ohne dass der Stapler instabil wird. Doch viele wissen nicht, dass diese Angabe nur unter bestimmten Bedingungen gilt. Wird ein Anbaugerät verwendet oder verändert sich der Lastschwerpunkt, sinkt die tatsächliche Tragkraft deutlich. Diese tatsächliche, reduzierte Tragkraft nennt man Resttragfähigkeit. Sie zu kennen ist entscheidend, um Unfälle, Schäden und Sicherheitsrisiken zu vermeiden.

Was bedeutet Resttragfähigkeit?

Die Resttragfähigkeit gibt an, welche Last ein Stapler unter realen Einsatzbedingungen sicher heben und transportieren kann. Sie berücksichtigt Faktoren wie das Eigengewicht von Anbaugeräten, die Länge der Last, den Abstand des Schwerpunkts und die Hubhöhe. Sie unterscheidet sich damit von der Nenntragfähigkeit, die nur für den Stapler im Originalzustand und unter idealen Bedingungen gilt.

Warum ist die Resttragfähigkeit so wichtig?

Ein Stapler kann schnell kippen, wenn der Lastschwerpunkt zu weit nach vorne wandert. Jede Veränderung am Fahrzeug – etwa eine längere Gabel, eine Arbeitsbühne oder ein Klammeranbau – verschiebt diesen Schwerpunkt. Dadurch nimmt die Stabilität ab und die Tragkraft sinkt. Wer diese Werte nicht beachtet, riskiert nicht nur teure Schäden, sondern auch schwere Unfälle. Die Resttragfähigkeit ist daher ein zentraler Sicherheitsfaktor und muss bei jedem Einsatz beachtet werden.

Einflussfaktoren auf die Resttragfähigkeit

Mehrere Faktoren bestimmen, wie stark sich die Tragkraft eines Staplers verringert:

  • Anbaugeräte: Jedes zusätzliche Gerät hat Eigengewicht. Dieses Gewicht wird vom Stapler mitgetragen und reduziert die maximale Nutzlast.

  • Lastschwerpunkt: Je weiter die Last vom Mast entfernt ist, desto stärker verringert sich die Stabilität. Schon eine Verlängerung der Gabel oder eine ungewöhnlich geformte Last kann den Schwerpunkt verändern.

  • Hubhöhe: Mit zunehmender Hubhöhe sinkt die Resttragfähigkeit. In großer Höhe wirken die Kräfte stärker, der Stapler wird kippanfälliger.

  • Neigung des Masts: Wird der Mast nach vorne geneigt, verlagert sich der Schwerpunkt zusätzlich, was die Resttragfähigkeit weiter reduziert.

Resttragfähigkeit berechnen

Die Resttragfähigkeit lässt sich nicht einfach schätzen. Jeder Staplerhersteller gibt dafür spezielle Traglastdiagramme oder Tabellen an, die sich in der Bedienungsanleitung oder direkt am Fahrzeug finden. Diese zeigen, wie sich die Tragkraft bei verschiedenen Lastschwerpunkten, Höhen und Anbaugeräten verändert.
Beispiel: Ein Stapler hat eine Nenntragfähigkeit von 2.000 kg bei einem Lastschwerpunkt von 500 mm. Wird ein Anbaugerät mit 200 kg Eigengewicht montiert, kann die Resttragfähigkeit schnell auf unter 1.600 kg sinken. Die genaue Berechnung übernimmt im Zweifel der Hersteller oder ein Fachhändler.

Vorschriften und Verantwortung

Die DGUV Vorschrift 68 schreibt vor, dass nur Stapler eingesetzt werden dürfen, deren Tragfähigkeit für die jeweilige Last ausreichend ist. Arbeitgeber müssen sicherstellen, dass die zulässigen Werte bekannt und eingehalten werden. Fahrer müssen die Traglastdiagramme lesen können und wissen, welche Belastung ihr Fahrzeug im aktuellen Zustand tatsächlich tragen darf. Änderungen am Stapler, insbesondere durch Anbaugeräte, dürfen nur vom Hersteller oder einer fachkundigen Stelle vorgenommen werden.

Praxisbeispiele

In einem Lager wird ein Frontstapler mit einer Fassklammer ausgerüstet. Obwohl die Klammer nur etwa 180 Kilogramm wiegt, reduziert sie die Resttragfähigkeit so stark, dass keine volle Europalette mehr gehoben werden darf. In einem anderen Fall wird eine Gabelverlängerung montiert, um längere Lasten zu transportieren. Der Lastschwerpunkt verschiebt sich deutlich nach vorn, wodurch die Hebekraft um fast 30 Prozent sinkt. Solche Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, die tatsächliche Resttragfähigkeit zu kennen, bevor ein Gerät im Einsatz ist.

Wie lässt sich die Resttragfähigkeit im Betrieb sicherstellen?

Unternehmen sollten die Traglastdiagramme aller eingesetzten Fahrzeuge dokumentieren und für das Personal gut sichtbar am Stapler anbringen. Änderungen durch Anbaugeräte müssen sofort in die Unterlagen eingetragen werden. Fahrer sollten regelmäßig geschult werden, um Traglastangaben richtig zu interpretieren. Bei Unsicherheiten sollte der Hersteller oder ein zertifizierter Servicebetrieb die exakte Resttragfähigkeit berechnen.

Fazit

Die Resttragfähigkeit ist ein oft unterschätzter, aber zentraler Sicherheitsaspekt im Staplerbetrieb. Sie bestimmt, wie viel Last ein Fahrzeug unter realen Bedingungen sicher bewegen kann. Wer sie kennt und berücksichtigt, vermeidet Unfälle, verlängert die Lebensdauer des Fahrzeugs und sorgt für einen sicheren Betrieb. Jede Veränderung am Stapler sollte deshalb immer auf ihre Auswirkung auf die Resttragfähigkeit geprüft werden – Sicherheit beginnt hier mit Wissen und Aufmerksamkeit.


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